Carmina Burana

Die Carmina Burana ist eine der bedeutendsten Sammlungen weltlicher, in lateinischer Sprache verfasster mittelalterlicher Lieder. In Auftrag gegeben wurde die Sammlung vermutlich um 1230 von den Augustinerchorherren. Danach wurde die Carmina Burana über mehrere Jahrhunderte nahezu unentdeckt im Kloster Benediktbeuren aufbewahrt, woher auch der Name, in etwa “Beurer Lieder”, herrührt. Mit der Aufhebung des Klosters 1803 wurde die Sammlung in die Bayrischen Staatsbibliothek in München überführt und deren Texte bei der Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen. Etwa 60 % der Texte sind ausschliesslich durch die Carmina Burana überliefert; von den überlieferten Melodien konnten rund 50 rekonstruiert werden. Abgesehen von Marner und Walter von Chatillon sind keine Autoren genannt, doch stammen die Texte, Dichtungen und Lieder u.A. von Hugo von Orléans, Petrus von Blois, Philipp dem Kanzler, Reinmar dem Alten, Walther von der Vogelweide und Archipoeta. Die Carmina Burana ist in vier Grossgruppen strukturiert, moralisch-satirische Dichtungen (CB 1-55), Liebeslieder (CB 56-186), Trink- und Spiellieder (CB 187-226) sowie einige längere geistliche Theaterstücke (CB 227-228). Die Texte sind gelegentlich verderbt und im Laufe der Zeit umgestaltet bzw. ergänzt worden. 

1937 hat der Musiker, Komponist und Musikpädagoge Carl Orff (1895 - 1982) seine gleichnamige szenische Kantate “Carmina Burana” veröffentlicht. Das Werk gehört auch heute noch zu den meist aufgeführten Chorwerken und ist der erste Teil von Orffs Triptychon “Trionfi”, wobei die beiden anderen Werke, “Catulli Carmina” und “Trionfo di Afrodite”, nie die Bekanntheit der “Carmina Burana” erlangt haben. In seinem musikalischen Werk verarbeitet der Komponist zum Teil recht frei insgesamt 24 Texte aus der historischen Carmina Burana zu mehreren weltlichen Themen wie der Flüchtigkeit des Lebens, die Wechselhaftigkeit von Wohlstand und Glück und den Gefahren von Völlerei, Wollust und Glücksspiel. Die Musik selbst ist eine völlige Neukomposition und lehnt sich nicht an die überlieferten Melodien der historische Carmina Burana an; diese wurden mehrheitlich erst nach 1937 rekonstruiert. Orff nutzt dabei bekannte mittelalterliche musikalische Elemente wie die Kirchentonarten oder die Bordunbegleitung. Eingerahmt wird das Werk von einem mächtigen Chor zu Ehren der römischen Schicksalsgöttin Fortuna. Der vollständige Titel von Orffs Werk lautet „Carmina Burana: Cantiones profanæ cantoribus et choris cantandæ comitantibus instrumentis atque imaginibus magicis“ (Beurer Lieder: Weltliche Gesänge für Sänger und Chöre, begleitet von Instrumenten und magischen Bildern).

 

Komponist

Carl Orff (1895 - 1982) war Kapellmeister an den Münchner Kammerspielen, in Mannheim sowie Darmstadt. Von 1930 bis 1933 war er Dirigent des Münchner Bachvereins, 1950 bis 1960 Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Münchner Musikhochschule sowie ab 1961 Gesamtleiter des neu gegründeten und nach ihm benannten Orff-Instituts am Mozarteum in Salzburg. In besonderer Erinnerung ist Carl Orff aber wegen seinem Beitrag zur Musikpädagogik. Bereits 1924 war er Mitbegründer der sogenannten “Güntherschule”, die eine neuartige Verbindung aus Musik und Bewegung anstrebte. Von internationaler Bedeutung ist das sogenannte “Orff-Schulwerk”. Das schulpädagogische Konzept setzt auf die Einheit von Sprache, Musik und Bewegung. Aus Bordun, Ostinato und Wiederholungen entwickeln sich zusammen mit viel kindlicher Fantasie für Improvisation ganze Stücke. Zur Umsetzung seiner musikpädagogischen Gedanken hat er zusammen mit dem Klavierbauer Karl Mändler das heute nach ihm benannte Orff-Instrumentarium (Stabspiele und kleines Schlagwerk) entwickelt. Als Komponist erhielt Orff Anregungen von Weggefährten wie Claude Debussy, Arnold Schönberg und Igor Stravinsky. Sein bekanntestes Werk ist die 1937 veröffentliche szenische Kantate “Carmina Burana”.